Donnerstag, 14. April 2011

Only Nixon could go to China

Der us-amerikanische Präsident Richard Nixon war bekannt als beinharter Anti-Kommunist. Um so überraschender kam es für die Zeitgenossen, als er 1972 der Volksrepublik China den ersten Besuch eines amerikanischen Staatsoberhauptes abstattete und damit die Beziehungen zwischen den USA und China zu normalisieren begann.

Das Ereignis wurde sprichwörtlich: "Only Nixon could go to China" - "nur Nixon konnte nach China gehen". Gemeint ist damit, dass es eines ausgewiesenen Hardliners und Anti-Kommunisten bedurfte, um diesen radikalen Kurswechsel in der amerikanischen Außenpolitik durchsetzen zu können. Bei jedem anderen amerikanischen Politiker wäre ein solcher Schritt gleichbedeutend mit politischem Selbstmord gewesen. Man hätte ihn sofort als Kommunisten-Freund beschimpft und ihn des Verrats an amerikanischen Interessen bezichtigt.

Man könnte das Sprichwort aber auch noch anders interpretieren: Nur ein ausgewiesener Hardliner und Anti-Kommunist wie Nixon verfügte in China über den notwendigen Respekt und die Haltung, um als Partner ernst genommen zu werden. Paradoxer Weise war gerade Nixon ein verlässlicher Partner aus chinesischer Sicht, weil die Regierung in Peking davon ausgehen konnte, dass eine Zusage, die Nixon machte, auch eingehalten werden würde. Hinzu kam, dass ein auf Macht und Stärke basierendes Regierungssystem wie das chinesische, mit einem gleichrangigen und gleichartigen Partner besser zurecht kommen konnte, als mit einem liberalen Freigeist, der so ganz anders veranlagt gewesen wäre, als die Politiker in Peking selbst. Anders ausgedrückt: "Tricky Dick", wie Nixon in den USA aufgrund seiner skrupellosen Methoden im innenpolitischen Machtkampf auch genannt wurde, war genau das geeignete Gegenüber für den alten Fuchs und Guerillaführer Mao Zedong.

Aber für Nixon ist es natürlich viel leichter gewesen, in den Verhandlungen mit China auch einmal "nein" zu sagen, um damit die eigene Position zu stärken. Er hatte es noch nicht mit dem verlockenden Markt von 1,3 Milliarden potentieller Kunden, der dynamischsten Volkswirtschaft der Welt zu tun, vor dessen Tür die willigen Aspiranten auf den Status eines Partners Schlange standen. Damals war die VR China noch ein international isolierter Paria, bedroht von der rivalisierenden Sowjetunion und zerrissen und geschwächt durch die Kämpfe der Kulturrevolution.

Heute hat sich die Situation grundlegend gewandelt. "Die Rollen von Gast und Gastgeber haben sich vertauscht", wie man in China sagt. Folgerichtig lassen sich westliche Regierungen immer häufiger von Peking diktieren, unter welchen Bedingungen sie mit China in Kontakt treten. "Wandel durch Annäherung" ist dann die Rechtfertigung für immer neue Zugeständnisse gegenüber dem chinesischen Regime. Dabei ist die Frage gar nicht die zwischen "Annäherung" oder "Konfrontation". Was wir brauchen ist "Kooperation", das Zusammenwirken von gleichberechtigten und gleich selbstbewussten Partnern. Wir werden uns in Zukunft sicher immer häufiger an chinesischen Besonderheiten reiben und abarbeiten müssen. Ebenso werden sich die Chinesen mit unseren Eigenheiten auch auseinandersetzen und mit ihnen zurecht kommen müssen. Daran werden beide Seiten wachsen. Für den Westen wäre übrigens ein demokratisches China nicht unbedingt ein bequemerer Partner. Vielleicht ist das mit ein Grund dafür, dass deutsche Unternehmer kritische Fragen westlicher Journalisten in China ausbuhen, um sich die angenehme Geschäftsatmosphäre nicht stören zu lassen?

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